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Deutsch-jordanisches Projektteam startet Zusammenarbeit für Großprojekt zum Forschungsthema Wassermanagement mit Gastbesuch im Harz

Wasser ist die Quelle des Lebens. Im Zuge des Klimawandels führt es aber auch immer wieder zu großem Leid, wenn extreme Trockenheit für Wasserknappheit oder Starkregen für Hochwasser sorgen. Um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern, arbeiten Forschende der Hochschulen Harz und Darmstadt mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Jordanien zusammen. Im Juli sind drei jordanische Gäste des internationalen Projekts „RainGIS“ zum Kennenlerntreffen nach Wernigerode gereist.

Projektleiter ist Prof. Dr. Hardy Pundt. Er lehrt im Schwerpunkt Geoinformations- und Datenbanksysteme an der Hochschule Harz und hat bereits mehrfach zum Thema Geoinformationsdienste zur Anpassung an den Klimawandel geforscht. Wie es zu der internationalen Zusammenarbeit kam und welche konkreten Aktivitäten die Partner planen, erzählt er im Interview.

Jordanien und Deutschland sind nicht nur kulturell, sondern auch hinsichtlich der geografischen Bedingungen sehr unterschiedlich. Wo sehen Sie dennoch Forschungsparallelen beim Thema Wasser?

Jordanien ist das zweittrockenste Land der Welt. Deshalb sind die Forschenden dort generell sehr interessiert an Lösungen im Bereich Wassergewinnung, -aufbereitung und -speicherung. Das ist ein riesiges Thema. Aber auch wir in Deutschland kennen Trockenperioden, da muss man nur mal einen Blick in den Harzer Wald werfen. Im Gegensatz dazu sind zudem Hochwasserereignisse in beiden Ländern Realität. Wenn es in Jordanien regnet, dann meist kurz, aber sehr heftig. Und wie das Jahrhunderthochwasser 2013 oder die Flutkatastrophe 2021 zeigen, ist auch Europa davor nicht gefeit. Diese beiden Extreme besser vorhersagen zu können, um darauf vorbereitet zu sein, und allgemein ein wirksameres Wassermanagement zu betreiben, ist ein gemeinsames Anliegen.

Seit Juni 2023 arbeiten Sie im Projekt RainGIS mit jordanischen Partnern zusammen. Wie kam es zu dieser kontinentübergreifenden Kooperation?

Das Projekt hat eine längere Vorgeschichte. 2022 hatte die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Rahmen ihrer Initiative UDIF-HAW Vertreter von Hochschulen für angewandte Wissenschaften zu einer Delegationsreise mit dem Themenschwerpunkt „Water Nexus“ nach Jordanien eingeladen. Allgemeines Ziel der Initiative ist, die Internationalisierung von Forschung an den Hochschulen zu unterstützen. Das ist ein ganz neues Angebot, da bislang der Fokus der DFG auf Universitäten lag. Um daran teilnehmen zu können, musste man ein Motivationsschreiben mit einem Lebenslauf, Forschungsschwerpunkten und einer Liste an Publikationen einreichen. Es war also schon mit ein wenig Aufwand verbunden. Ich war daran sehr interessiert, weil ich darin eine große Chance gesehen habe. Dass dann auch die Zusage kam, hat mich sogar etwas überrascht. Zumal für die einwöchige Reise im September nur rund 20 Forschende ausgewählt worden sind.

Welche persönlichen Eindrücke haben Sie aus Jordanien mitgenommen?

Es war das erste Mal, dass ich in einem arabischen Land war und ich war daher etwas aufgeregt, was auf mich zukommt, welche kulturellen Unterschiede es hier eventuell zu überwinden gilt. Vor Ort waren dann aber alle Unsicherheiten sofort verschwunden, weil das Miteinander sehr herzlich und locker war. Dieser positive erste Eindruck hat sich auch in den folgenden Monaten der Zusammenarbeit bestätigt.

Welchen Mehrwert hatte die Reise auf fachlicher Ebene?

Der Aufenthalt an sich war sehr beeindruckend. Wir haben sieben forschungsstarke Hochschulen besucht und dabei vor allem Kontakte geknüpft. Ich bin auf der Delegationsreise sehr schnell mit Dr. Nawras Shatnawi und Dr. Hiba Al Kharabsheh von der Al-Balqa Applied University ins Gespräch gekommen, weil wir fachlich sehr nah beieinander liegen. Er ist in der Abteilung für Vermessungstechnik und Geomatik tätig, sie in der Abteilung für Wasserressourcen und Umwelt. Beide haben großes Interesse an einer Zusammenarbeit, sodass wir uns relativ schnell nach der Delegationsreise für ein Anbahnungsprojekt zusammengeschlossen haben.

Anbahnungsprojekt? Was heißt das konkret?

Die DFG hat Fördermittel bereitgestellt, um deutsch-jordanische Forschungskooperationen speziell im Themengebiet Wasser zu ermöglichen. Dabei sollen gegenseitige Besuche realisiert und der Austausch gefördert werden. Das soll wiederum als Basis dienen, um ein größeres Projekt zu realisieren, in dem dann auch inhaltlich gearbeitet und geforscht wird. Wir haben uns erfolgreich darauf beworben. Zuvor hatte sich Prof. Dr. Hani Abu Qdais von der Jordan University of Science and Technology angeschlossen und ich habe zusätzlich Prof. Dr. Nicole Saenger, Vizepräsidentin für Forschung und Nachhaltige Entwicklung an der Hochschule Darmstadt, angesprochen, die ich ebenfalls auf der Delegationsreise kennengelernt habe. Unser großes Ziel ist es, in spätestens einem Jahr einen gemeinsamen Antrag für ein mehrjähriges Projekt stellen zu können. Der Besuch in Deutschland war also „nur“ der Anfang.

Wie haben Sie den Besuch der jordanischen Gäste gestaltet?

Zunächst waren die drei Forschenden in Darmstadt, wo wir gemeinsam die Hochschule und auch uns untereinander besser kennengelernt haben. Vom 10. bis 12. Juni waren wir an der Hochschule Harz dann für das Programm zuständig. Wir haben das Wasserwerk Zillierbach und die Talsperre Granetal besichtigt, um zu zeigen, wie wir in Deutschland die Wasserversorgung organisieren. Dass wir auch mit extremer Trockenheit zu kämpfen haben, hat der Besuch im Nationalpark Harz verdeutlicht. Natürlich gab es auch eine Führung über den Wernigeröder Campus und durch die Labore. Der Fokus lag neben den Weiterbildungsaspekten aber auf der Erarbeitung von Forschungsansätzen. Das Team der Hochschule Harz wird dabei von Prof. Dr. Andrea Heilmann und Dr. Johannes Bühl ergänzt, die im Bereich Wasserwirtschaft und Klimaschutz bzw. Erfassung und Analyse von Umweltdaten forschen.

Welche konkrete Ideen wurden entwickelt?

Inhaltlich wollen wir die Wechselwirkung zwischen Klimawandel und Regenwassersammlung in Regionen untersuchen, in denen sogenanntes Trockenklima herrscht. Dabei wollen wir hydrologische Ansätze verfolgen sowie Methoden aus der Geomatik anwenden. Doch bis zur Umsetzung ist es noch ein langer Weg. Kurzfristig haben wir während des Besuchs aus Jordanien erste Ziele festgelegt und konkrete Aufgaben verteilt. In den kommenden Monaten wird über Online-Meetings weiter an dem Vorhaben gearbeitet und im Januar 2024 ist dann der Gegenbesuch in Jordanien geplant. Bis dahin soll ein Entwurf für einen Projektantrag fertig sein, den wir dann im persönlichen Gespräch finalisieren und anschließend bei einem Fördermittelgeber einreichen können. Erst dann werden wir sehen, ob sich unsere Vorarbeit auszahlt und wir unsere Ideen im Rahmen eines Forschungsprojekts umsetzen dürfen.

 


Das Projekt RainGIS wird vom 1. Juli 2023 bis 29. Februar 2024 gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 525350250.